Du musst dringend schlafen, denn am nächsten Morgen geht es früh raus. Doch statt ins erholsame Reich der Träume abzudriften, liegst du hellwach im Bett und hörst die lauten Stimmen von oben, unten oder nebenan. Deine Nachbarn reden nachts laut?
Das kann anstrengend werden. Ich erinnere mich an einen Nachbarn, der jede Nacht mehrere Stunden mit seiner Familie telefonierte – und zwar unfassbar laut. Das Problem löste sich, indem er plötzlich auszog – ein Festtag!
Doch ohne dieses unverhoffte Glück ist die Lage oft gar nicht so eindeutig, wie es durch die allgemein verbreitete Regelung zur Nachtruhe scheinen würde.
Die Lage überprüfen
Keine Sorge, du musst das unerwünschte nächtliche Unterhaltungsprogramm nicht einfach so über dich ergehen lassen. Einige Möglichkeiten stehen dir offen.
Bevor du in Aktion trittst, solltest du zunächst einmal eine Bestandsaufnahme der Situation machen. Folgende Punkte spielen eine Rolle:
- Häufigkeit: Wie oft stören dich deine Nachbarn, indem sie nachts laut reden? Ist es eher ein seltener Akt oder gehört es gar zum täglichen Ablauf?
- Zeitfenster: Notiere dir am besten einmal, zu welchen Uhrzeiten der Lärm der Nachbarn seine Höhepunkte erreicht und wie lange er anhält.
- Intensität: Reißt dich schneidendes Geschrei aus dem Schlaf, oder handelt es sich um Gespräche in relativ normalem Tonfall? Lästig ist alles, aber es macht für deine weiteren Schritte doch einen Unterschied, ob die Nachbarn – etwa beim Zocken oder Streiten – wie wild geworden kreischen oder ob sie sich verhältnismäßig normal unterhalten.
- Andere Betroffene: Könnten auch andere Nachbarn das laute Gerede hören? Sprich mögliche Kandidaten einmal unverfänglich darauf an. Achte aber auf eine simple Nachfrage und erliege nicht der Versuchung, über die lauten Störenfriede herzuziehen. Das sorgt nur für weiteren Unfrieden im Haus.
Ist das noch rechtens?
Die Bestandsaufnahme hilft dir dabei, deine rechtlichen Möglichkeiten abzuschätzen. Grundsätzlich gelten je nach Region unterschiedliche Bestimmungen.
Meistens ist aber eine Nachtruhe von 22 bis mindestens 6 Uhr morgens die Norm. Außerdem gibt es da noch die Hausordnung oder den Mietvertrag, die genau umreißen, was in deinem Haus gestattet ist.
Innerhalb der Nachtruhezeiten muss in der Regel keine vollkommene Stille herrschen. Gespräche bei Zimmerlautstärke sind durchaus erlaubt. Während ein Flüstern etwa 30 Dezibel aufweist, liegt eine normale Unterhaltung bei 60 dB. Im Idealfall sollten bei dir davon höchstens 40 dB ankommen.
Allerdings können auch Geräusche unter dieser Schwelle als absolut störend eingestuft werden. Lauter wird es jedoch schnell, etwa durch Lachen, Aufkreischen oder Streit. Findet bei dir etwas davon statt, dann hast du das Recht, nach einer Lärmdauer von 30 Minuten wegen Ruhestörung die Polizei zu verständigen.
Doch wollen wir nicht alle lieber eine friedliche Lösung und gute Nachbarschaft?
Das ruhige Gespräch suchen – aber richtig
Ich empfehle dir, deine Nachbarn einmal in Ruhe auf die Situation anzusprechen. Denn oft handelt es sich bei dem nächtlichen Krach um Missverständnisse oder Grauzonen der subjektiven Wahrnehmung.
Was ich damit meine: Bekannte von mir wunderten sich, warum ihre Nachbarin sich ständig über ihren Gesprächslärm beschwerte, obwohl sie sich in ihrer WG (ihrer Meinung nach) nur ganz normal unterhielten.
Tatsächlich haben diese Bekannten von Natur aus sehr laute Stimmen. Das kann sich dann schon schnell zu einer ungeahnten Lautstärke summieren, wenn mehrere Personen durcheinander reden.
Wer hat recht? Das ist nicht ganz eindeutig: Die genervte Nachbarin kann niemandem verbieten, sich in den eigenen vier Wänden zu unterhalten.
Zugleich darf sie fordern, nicht ungefragt alles mithören zu müssen und einfach schlafen zu können. Der magische Schlüssel heißt in solchen Fällen oft: gegenseitiges Verständnis.
Nachbarn reden nachts laut – offene Kommunikation
- Rase nicht direkt wütend zu deinen Nachbarn. Wähle einen ruhigen Moment zu einer passenden Tageszeit.
- Schildere das Problem in einem ruhigen und respektvollen Ton. Vermeide Vorwürfe oder Unterstellungen, sondern konzentriere dich stattdessen darauf, deine Situation zu erklären. So vermeidest du, dass die Nachbarn sich direkt angegriffen fühlen und „dichtmachen“, und erntest im besten Fall sogar Verständnis.
- Höre dir die Sichtweise der Nachbarn unvoreingenommen an, bleib ruhig und versuche sie zu verstehen.
- Sucht gemeinsame Kompromisse. Im Fall meiner Bekannten und ihrer genervten Nachbarin könnte die Lösung darin liegen, dass sie sich abends/nachts in einem Bereich der WG treffen, der möglichst weit entfernt vom Schlafzimmer der Nachbarin liegt.
- Halte die gefundenen Vereinbarungen mit deinen Nachbarn schriftlich fest. Das schafft Klarheit und stellt sicher, dass alle wirklich dasselbe meinen.
Nachbarn zum Probehören einladen
Manchmal wirkt das, was wir mit eigenen Sinnen wahrnehmen, einfach tausendmal überzeugender als viele Worte. Wenn es die Umstände zulassen, kannst du mit handfesten Taten dafür sorgen, dass deine lauten Nachbarn deine Situation besser verstehen.
Lade sie ein, in deine Wohnung zu kommen und sich anzuhören, was du von ihnen zu hören bekommst. Das funktioniert natürlich am besten mit mehreren Personen. Bei meinem laut telefonierenden Single-Nachbarn wäre die Sache schon schwieriger.
Schallschutz in Eigenregie anbringen
Lassen sich keine Kompromisse durch ein Gespräch finden? Oder hast du einfach keine Lust, das Gespräch zu suchen, sondern willst nervige Nachbarn ignorieren?
Dann werde zum Schallschutz-Experten in Eigenregie! Deine Möglichkeiten:
- Ausblenden: Ohropax ist für mich auf Dauer keine Lösung – aber vielleicht funktioniert es ja für dich?! Ansonsten kann leise Musik oder weißes Rauschen dabei helfen, die Ruhestörung der Nachbarn durch lautes Reden so weit auszublenden, dass du in Frieden einschlafen kannst. Aktiviere einen Timer, sodass sich die Musik nach einiger Zeit von selbst abschaltet. Bis dahin haben die Nachbarn dann hoffentlich auch alles besprochen – und du bist im Tiefschlaf angekommen.
- Schallschutz-Vorhänge: Natürlich kannst du als Mieter nicht Boden und Wände aufreißen, um bessere Dämmung zu verlegen. Aber du kannst dir Schallschutz-Vorhänge vor die Fenster hängen. Dringt das laute Gerede hingegen vorwiegend direkt durch eine bestimmte Wand, dann probiere doch dort die Vorhänge. Unkonventionell, aber wirksam!
- Decken-Paneele: Kommt der Krach hingegen von oben, bringen Vorhänge nicht so viel. Dann helfen dir vielleicht Wand- und Deckenpaneele mit Schallschutz-Funktion. Diese kannst du problemlos selbst ankleben und rückstandslos wieder entfernen. Gibt es auch in Form hübscher Bilder oder Muster.
Wann der Vermieter gefragt ist
Wenn alle diese Schritte nichts bringen, dann hole den Vermieter hinzu. Das ist vor allem in den folgenden beiden Fällen eine gute Idee:
Unkooperative Nachbarn
Seien wir ehrlich, es gibt auch Nachbarn, denen Rücksicht und Verständnis fern liegen. Einige haben soziale Probleme oder andere Motive, unerträglichen Lärm zu provozieren. Hier kannst du dir Hilfe beim Vermieter holen.
Dieser wird das Gespräch mit den Nachbarn suchen und sie verwarnen. Im Ernstfall könnte er sie sogar kündigen. Umgekehrt lässt sich über Mietminderung für dich verhandeln, wenn keine sonstige Lösung zustande kommt. Hier entscheidet allerdings immer stark der Einzelfall.
Unschuldige Nachbarn
Sind deine Nachbarn durchaus kooperativ, aber unschuldig am Lärm? Das heißt, ihr habt in der offenen Kommunikation herausgefunden: Deine Nachbarn reden nachts so laut, wie es für Gespräche in Zimmerlautstärke vollkommen normal ist.
Sie bemühen sich, leise zu sein, aber zu dir dringt dennoch alles durch? Dann sind oft bauliche Mängel schuld. Hier ließe sich mit dem Vermieter verhandeln, ob Nachbesserungen oder ebenfalls eine Mietminderung infrage kommen.