Eine Wohnungsbesichtigung ist letztlich nichts anderes als ein Vorstellungsgespräch. Als ich mich vor einigen Jahren nach einem neuen Zuhause umsah, besichtigte ich mehrere Wohnungen und machte dabei die verschiedensten Erfahrungen.

Von ziemlich distanzierten über neutrale bis hin zu sehr offenen und humorvollen Vermietern war da alles dabei. Seit diesen Erlebnissen weiß ich, dass es durchaus Anzeichen dafür gibt, ob eine Wohnungsbesichtigung gut läuft. Genauso musste ich jedoch feststellen, dass dies keine Garantie dafür ist, dass man am Ende auch wirklich die Zusage bekommt.

Im Folgenden teile ich meine eigenen Erfahrungen und verbinde sie mit dem, was ich von anderen Leuten gehört und gelesen habe. So kannst du etwas besser einschätzen, welche Signale bei der Wohnungsbesichtigung darauf hindeuten, dass deine Chancen günstig stehen.

Grundvoraussetzung für eine gut verlaufende Wohnungsbesichtigung

Damit die Wohnungsbesichtigung gut laufen kann, musst du generell bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Am wichtigsten ist natürlich eine solide – oder besser optimale – Bonität.

Was viele nicht wissen:

Hinsichtlich Bonität achten Vermieter nicht nur darauf, dass der Bewerber einen sicheren Job mit geregeltem Einkommen hat; sie prüfen auch, ob die Höhe des Einkommens zur jeweiligen Wohnung passt, also weder zu gering noch zu üppig ausfällt.

Gegenseitige Sympathie bei der Wohnungsbesichtigung ein gutes Zeichen

wohnungsbesichtigung

Ob du eine echte Chance hast, die Wohnung zu bekommen, merkst du häufig daran, wie du dich mit dem Vermieter verstehst. Seid ihr euch gegenseitig sympathisch, so ist das schon einmal ein gutes Zeichen.

Umgekehrt sieht es schlecht aus, wenn ihr euch skeptisch beäugt und die Kommunikation stockt. In jedem Fall ist die zwischenmenschliche Harmonie oder Disharmonie ein nicht zu unterschätzender Indikator.

Übrigens bedeutet Disharmonie nicht zwingend, dass die Stimmung zwischen euch mies sein muss, ihr euch also mehr anblafft als neutral miteinander zu reden. Auch eine erzwungene Freundlichkeit fällt hier mit rein.

Im Grunde brauche ich gar nicht viel mehr zu diesem Punkt zu sagen. Man merkt es normalerweise ganz intuitiv, ob die Chemie stimmt oder nicht.

Anzeichen, dass man die Wohnung bekommt

Wenn deine Bonität und die zwischenmenschliche Ebene soweit passen, ist bereits viel gewonnen. Unter diesen Umständen können interessierte Fragen und/oder positive Aussagen des Vermieters durchaus Anzeichen sein, dass du die Wohnung bekommst.

Interessierte Fragen des Vermieters

Mit interessierten Fragen des Vermieters meine ich natürlich nicht solche, die prinzipiell zu einer Wohnungsbesichtigung dazugehören. Was du beruflich machst, wie lange du deinen derzeitigen Arbeitsplatz schon hast, wie es mit Familie und Freunden in der Nähe aussieht et cetera – solche Dinge will er generell wissen.

Fängt der Vermieter im Verlauf des Gesprächs aber an, speziellere, ein Stück weit persönlichere Fragen zu stellen, so kann das schon darauf hindeuten, dass er dich mag und du zumindest in der engeren Auswahl bist. Hier zwei Beispiele, damit du eine bessere Vorstellung davon hast, worauf ich hinauswill:

  • Fragen dazu, was du in deinem Job konkret machst, z.B. was genau du herstellst, wie der Kundenkontakt ist etc.
  • Fragen zu einem bestimmten Hobby von dir, z.B. welches dein Lieblingsteam in der Sportart XY ist, welche Musikrichtung du bevorzugst etc.

Kurz gesagt:

Werden die Fragen des Vermieters kollegialer, ist das ein gutes Zeichen. Dann kannst du dir berechtigte Hoffnungen machen, dass du die Wohnung bekommst.

Positive Aussagen des Vermieters

Auch bei den positiven Aussagen beziehe ich mich nicht auf höfliche Floskeln, die im Grunde bei jeder halbwegs professionell durchgeführten Wohnungsbesichtigung gang und gäbe sind. Es geht hier schon darum, dass der Vermieter eindeutig positive Signale sendet.

In einem Forum las ich von einem Vermieter, dass er seine Aussagen bewusst variiert, je nachdem, ob er den jeweiligen Kandidaten in der engeren Auswahl hat oder nicht.

Während er die Leute, die er tendenziell ausschließt, mit einem neutralen „Sie werden von mir hören“ verabschiedet, teilt er den anderen offen mit, dass sie infrage kommen, jedoch noch Besichtigungen ausstehen, die abzuwarten sind.

Es kann auch passieren, dass der Vermieter dir direkt bei der Wohnungsbesichtigung sagt, dass du ihm sympathisch bist. Derartige Aussagen machen es definitiv wahrscheinlicher, dass du bald einziehen darfst.

Sei dir aber unbedingt im Klaren darüber, dass die beschriebenen Anzeichen niemals eine Garantie dafür sind, dass du die Wohnung bekommst. Sicher ist das erst, sobald dir der Vermieter fest zugesagt hat beziehungsweise ihr beide den Mietvertrag unterzeichnet habt.

Als ich 2012 auf Wohnungssuche war, machte ich eine ernüchternde Erfahrung. Nach mehreren absoluten Nieten besichtigte ich endlich eine Wohnung, die mir so richtig gefiel. Sie war klein, hatte ein Zimmer mit kompakter Küche und ein Mini-Bad. Dazu verfügte sie über einen riesigen Balkon, der größer war als die eigentliche Wohnung – ein Traum, genau das, was ich wollte.

Bei der Besichtigung lief es sehr gut. Der Vermieter war mir auf Anhieb sympathisch und es machte den Eindruck, als würde er mich auch mögen. Dass ich die Wohnung auf den ersten Blick vergötterte, konnte ihm gar nicht entgehen.

Im Verlauf des Gesprächs sagte der Vermieter dann offen, dass er mich sympathisch fände und die Wohnung gerne an mich vergeben würde. Er ergänzte jedoch, dass er sie augenblicklich für einen Bekannten reserviert hielte, der sich noch nicht sicher wäre, ob er in die Stadt ziehen wollte.

Wir verblieben so, dass der Vermieter sich melden würde, sobald der Bekannte seine Entscheidung getroffen hätte. Er gab diesem noch eine Frist von zwei Wochen, um sich festzulegen. Du kannst dir denken, wie die Sache ausging…

Die Pokerfaces unter den Vermietern

Ich weiß nicht, wie du es siehst, aber mir sind Vermieter, die ihre Eindrücke und Tendenzen schon beim Besichtigungstermin relativ klar äußern, viel lieber als solche, die sich gar nicht in die Karten schauen lassen. Doch die Pokerfaces gibt es leider auch zur Genüge.

Wenn du an einen Vermieter oder Beauftragten desselben gerätst, der die Sache von Anfang bis Ende nüchtern über die Bühne bringt, hast du leider kaum eine Chance festzustellen, ob der Besichtigungstermin gerade gut läuft oder nicht.

In einem solchen Fall kannst du dich noch so sehr bemühen, irgendetwas aus der Art und den Aussagen deines Gegenübers herauszulesen – es hat in der Regel keinen Sinn. Stattdessen musst du dich gedulden, bis du eine klare Zu- oder Absage erhältst.

Was den meisten Vermietern wichtig ist

wie merkt man, ob eine wohnungsbesichtigung gut lief

Zu wissen, worauf die meisten Vermieter Wert legen beziehungsweise nach welchen Kriterien sie eine Wohnung vergeben, kann dir für deine aktuelle oder zukünftige Wohnungssuche helfen. Die „Checkliste“ umfasst neben der eingangs beschriebenen Bonität gemeinhin folgende Punkte:

Passt der Kandidat grundsätzlich zur Wohnung? Ist diese weder zu klein noch zu groß für ihn? Eignet sich das Haus/die Nachbarschaft für seine individuellen Bedürfnisse?

Beispiel: Ein Schichtarbeiter, der tagsüber Ruhe braucht, wird sich in einem hellhörigen Haus oder mit lauten Kindern in der Nachbarschaft vermutlich nicht lange wohlfühlen.

Liegt die Wohnung gut zum Arbeitsplatz des Kandidaten? Will Letzterer sie vielleicht sogar gerade deshalb beziehen, um leichter zur Arbeit zu kommen?

Macht der Kandidat den Eindruck, als würde die Wohnung genau dem entsprechen, was er sucht?

Wichtig:

Du kannst beim Besichtigungstermin ruhig deutlich signalisieren, dass dir die Wohnung zusagt. Aber bleib unbedingt authentisch, übertreibe nicht. Ansonsten wird der Vermieter leicht misstrauisch.

Bietet die Umgebung der Wohnung alles, was der Kandidat braucht?

Beispiel: Jemand, der kein Auto hat, benötigt gut erreichbare Öffis und Geschäfte in der Nähe.

Im Endeffekt hat der Vermieter vor allem eines im Sinn: Er möchte sicherstellen, dass der Kandidat möglichst lange in der Wohnung bleiben will. Demjenigen, bei dem er diesen Eindruck am stärksten hat, erteilt er üblicherweise die Zusage.

Meine abschließenden Empfehlungen:

  1. Bewirb dich nur für Wohnungen, die wirklich zu deiner Lebenssituation und Persönlichkeit passen. Vermieter merken es oft sehr schnell, wenn dies nicht der Fall ist.
  2. Achte auf ein gepflegtes Auftreten und benimm dich bei der Besichtigung so natürlich wie möglich. Und vor allem: Sei ehrlich – dem Vermieter, aber auch dir selbst gegenüber.

Wenn du diese beiden Tipps beherzigst, schaffst du die besten Voraussetzungen dafür, dass deine kommenden Wohnungsbesichtigungen gut laufen und du dich bald über eine Zusage freuen kannst.

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