Mehr als Schall und Rauch: Streit mit den Nachbarn geht zwar meist auf simple Auslöser zurück, wie Lärm, übersehene Ruhezeiten oder Tabakrauch. Nicht selten entsteht daraus aber ein regelrechter Krieg, der Nerven kostet – und schlimmstenfalls sogar vor Gericht endet.

Wenn meine (erwachsenen) Nachbarn stundenlang wie im Kindergarten kichern und kreischen oder ein weiterer Nachbar bis in die Nacht so laut fernsieht und telefoniert, als täte er dies direkt bei mir im Wohnzimmer, dann kann ich manch Eskalation gut verstehen.

Doch es gibt auch andere Lösungen, die es für alle Beteiligten in der Regel leichter machen, sich in Frieden ein Wohnhaus zu teilen.

1. Das Gespräch suchen

Unabhängig davon, ob dich etwas stört oder du als Störenfried bezichtigt wirst: Das Wichtigste ist, zunächst ein klärendes Gespräch mit den Nachbarn zu suchen. Denn tatsächlich lassen sich auf diese Weise oft schon verschiedene Ärgernisse direkt beilegen.

Häufig entsteht der Streit aus Missverständnissen. Wahrscheinlich meinen deine Nachbarn ihr Verhalten nicht böse, sondern sind sich nicht darüber bewusst, wie das Ganze auf dich wirkt.

Vorher unbedingt abregen

Aber Vorsicht, wutschnaubend an der nachbarlichen Tür Sturm zu klingeln, legt keine gute Basis für einen aussichtsreichen Dialog. Vielmehr lässt dich ein solcher Auftritt schnell selbst als streitsüchtigen Nachbarn dastehen. Beruhige dich deshalb besser erst einmal.

Termin auf neutralem Boden

Kläre dein Anliegen mit den Nachbarn nicht zwischen Tür und Angel. So unvorbereitet ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die Gemüter rasch erhitzen und jeder nur sein Recht sieht.

Versuche im Ruhigen einen Termin für das Gespräch mit dem schwierigen Nachbarn zu vereinbaren. Am besten findet es auf neutralem Boden in einem Café oder im Park statt.

Zuhören und erklären

Ist es dann so weit, dann höre den Nachbarn offen und unvoreingenommen zu und versuche, ihr Anliegen zu verstehen. Deinen eigenen Punkt schilderst du am besten ohne Wertung, sondern indem du deine Situation und deine Gefühle darlegst. Beschreibe etwa, wie dich die ständige laute Musik in deiner Konzentration stört.

Wichtig ist auch, eine gezielte Bitte zu formulieren. Etwa: Vielleicht wäre es möglich, die Musik zwischen dieser und jener Zeit deutlich leiser zu drehen.

2. Einen professionellen Vermittler hinzuziehen

Damit das Gespräch mit streitsüchtigen Nachbarn erfolgreich verläuft, braucht es natürlich eine gewisse Bereitschaft von beiden Seiten.

Zeigt sich hingegen, dass deine Nachbarn sich auf keinen wirklichen Dialog einlassen oder dich einfach immer weiter beschuldigen, dann besteht die Möglichkeit, Hilfe von dritter Seite hinzuzuziehen.

Dabei kann es sich um eine unvoreingenommene Person aus der Nachbarschaft handeln. Oder du beauftragst einen professionellen Mediator. Immer mehr Mietervereine bieten entsprechende Mediatoren zur Schlichtung an. Dabei handelt es sich meist um Kommunikationsexperten.

Bereite dich gut auf dieses Gespräch zu dritt vor. Dafür solltest du etwa eine Art Tagebuch darüber führen, was dich stört und wann das passiert. Zusammen werdet ihr dann einen Kompromiss suchen, mit dem du und die Nachbarn gut leben können.

Tipp:

Das Beste ist, die Kompromissvereinbarung am Ende schriftlich festzuhalten. So liegt etwas Handfestes vor, falls es den Nachbarn anschließend von Neuem einfällt, Streit zu suchen.

3. Vor der eigenen Tür kehren

Mal ehrlich, hättest du dich selbst gerne als Nachbarn? Die meisten Konflikte drehen sich um die folgenden Themengebiete:

  • Egoistisches Verhalten
  • Lärm
  • Gerüche, speziell Zigarettenrauch
  • Müll
  • Unfreundlichkeit
  • Kinder
  • Haustiere
  • Hausordnung

Erntest du aus der Nachbarschaft Kritik in einem dieser Punkte oder einem ähnlichen? Dann versuche, ernsthaft darauf einzugehen und etwas zu verbessern. Nicht jeder Nachbar, der sich über dich beschwert, ist gleich streitsüchtig.

Vielleicht hast du hier und da etwas übersehen. Es gibt sicher immer noch Raum nach oben, um ein vorbildlicher Traumnachbar zu sein. Mit rundum rücksichtsvollem Verhalten gehst du unnötigem Streit von Beginn an aus dem Weg, ohne dass du dich für die Hausbewohner verbiegen müsstest.

4. Höflich und offen bleiben

Streitsüchtige Nachbarn laden manchmal regelrecht zu schroffen Reaktionen ein. Dennoch ist es ratsamer, immer schön freundlich zu bleiben.

Damit nimmst du den Streithähnen den Wind aus den Segeln. Begibst du dich hingegen auf dieselbe Ebene und antwortest schnippisch, gereizt oder gar aggressiv, gibst du ihnen nur Anlass für weitere Vorwürfe.

Besser: Bei zufälligen Begegnungen höflich grüßen, weiterziehen und darüber hinaus die streitsüchtigen Nachbarn auf Distanz halten.

5. Nicht ärgern lassen

Je mehr wir uns auf ein Ärgernis konzentrieren, desto mehr stört es uns. Versuch doch einmal, die Nachbarn nicht so ernst zu nehmen. Nervige Nachbarn zu ignorieren ist manchmal einfacher, als sich mit ihnen herumzustreiten.

Wird nebenan getrampelt, geschrien oder gelärmt, kannst du vielleicht versuchen, selbst leise Hintergrundmusik laufen zu lassen und damit die Geräusche von nebenan zu überdecken. Das ist eine von mir erfolgreich erprobte Methode – bis zu einem gewissen Maß, versteht sich.

Eventuell lässt sich auch der eigene Tagesablauf leicht anpassen, sodass du weniger vom Nachbarschaftslärm mitbekommst.

Umgekehrt gilt: Legen es wahrhaft streitsüchtige Nachbarn regelrecht darauf an, dich zu terrorisieren, ohne nachvollziehbaren oder konstruktiven Ansatz? Dann solltest du das nicht einfach hinnehmen, sondern aktiv werden.

6. Andere Nachbarn einbinden – aber richtig!

Wenn dich deine Nachbarn stressen, ist es natürlich legitim, dass du dir bei jemandem Rat holen willst. Was du allerdings dringend vermeiden solltest, ist bei anderen Anwohnern über deine Problemnachbarn zu lästern.

Das verstärkt zum einen nur die angespannte Atmosphäre im Haus. Auf der anderen Seite können die betreffenden Nachbarn das Lästern als Rufschädigung auslegen und dich sogar dafür anzeigen.

Genau das willst du natürlich vermeiden, wenn du es ohnehin mit streitsüchtigen Zeitgenossen zu tun hast.

Was hingegen eine gute Idee ist: Andere Nachbarn dazuholen, um Zeugen für verschiedene Verhaltensweisen zu haben. Insbesondere für die folgenden Schritte ist das hilfreich, um deine Situation belegen zu können.

7. Vermieter mit ins Boot holen

Wenn alle Gespräche und Kompromisse nicht helfen, dann besteht die Möglichkeit, dich an deinen Vermieter oder die Hausverwaltung zu wenden.

Diesen Schritt nenne ich mit gutem Grund erst gegen Ende. Denn die Verantwortlichen werden sich daraufhin natürlich auch mit deinen streitsüchtigen Nachbarn in Verbindung setzen.

Dadurch wird das ohnehin schon angespannte Miteinander oft nicht lockerer. Der Gang zum Vermieter sollte deshalb wohlüberlegt sein und nur für härtere Fälle in Betracht kommen.

Trifft das bei dir zu, dann kannst du sogar Mietminderung beantragen. Um die 20 Prozent können drin sein – das hängt aber stark von verschiedensten individuellen Faktoren ab.

Tipp:

Dokumentiere Datum und Uhrzeit der Belästigung durch deinen Nachbarn und lege diese Aufzeichnungen dem Vermieter vor – am besten unter Angabe möglicher Zeugen.

8. Im Notfall Rechtsbeistand suchen

Bleibt dein Nachbar auf Konfrontationskurs, dann solltest du die Rechtslage prüfen. Ist sein Verhalten rechtswidrig, dann kann der Gang zum Anwalt einen letzten Ausweg ergeben.

Dasselbe gilt, falls streitsüchtige Nachbarn dich immer wieder anzeigen oder dich bewusst schikanieren.

Eventuell kannst du eine Abmahnung erwirken. Ein wirklicher Prozess ist jedoch wohl für kaum jemanden erstrebenswert: Abgesehen von den Kosten zieht sich der Akt oft über Jahre hin. Dafür wäre mir die Lebenszeit zu kostbar, wenn nicht wirklich schwerwiegende Gründe vorliegen.

9. Auch andere Wohnungen haben nette Nachbarn

Wie gesagt, lassen sich viele Konflikte leichter aus der Welt räumen als gedacht: Wenn wir ruhig und offen kommunizieren, sind die meisten Nachbarn absolut bereit, auf Kompromisse einzugehen – und wollen in der Regel selbst nur in Frieden leben.

Es gibt allerdings ungünstige Konstellationen, die sich einfach nicht beheben lassen. Hast du das Pech, an Nachbarn zu geraten, die einfach auf Streit aus sind, vielleicht aufgrund psychischer Probleme, dann ist der Rückzug oft das geringere Übel.

Wenn du tagtäglich unter deinen Nachbarn leidest, dann machen dich oft auch 20 Prozent weniger Miete nicht glücklich. Ich würde zumindest über einen Umzug nachdenken.

Bei der Besichtigung einer neuen Wohnung fragst du am besten gezielt nach den Nachbarn. Zwar gibt es keine vollkommene Absicherung, aber manchmal lässt sich schon zwischen den Zeilen lesen.