Die eigenen vier Wände sind ein Ort der Ruhe und des Rückzugs. Wenn da nicht die Nachbarn wären! Lärm, Streit oder neugierige Blicke: Manchmal ist es gar nicht so leicht, die Nachbarn zu ignorieren. Aus meiner Erfahrung helfen die folgenden acht Strategien dabei, es zu lernen.
1. Im Zweifelsfall besser kommunizieren als ignorieren
Erst kürzlich war es wieder so weit: Die Nachbarn kreischen, grölen und lärmen bei einem scheinbar ganztägigen Spieleabend, während ich mich einfach nur vom Stress der Woche entspannen will.
Tatsächlich stellt purer Krach den häufigsten Grund dafür dar, dass wir von der Nachbarschaft einfach nur genervt sind: Sei es laute Musik, angeheiterte Gespräche, ausgiebige Einsätze der Bohrmaschine oder die Nachbarn trampeln wie Elefanten.
Im falschen Augenblick kann das ziemlich anstrengend werden. Doch bevor wir eine Straftat begehen, sollten wir es im Guten probieren. Also am besten kurz abregen, bei den Nachbarn klingeln und das Problem direkt und in freundlichem Ton ansprechen.
Der Vorteil: So kann sich deine Wut gar nicht erst lange aufstauen. Außerdem wissen die meisten oft gar nicht, wie laut ihr Fernseher, Kindergeschrei oder ihr Springseil-Workout nach außen hin hörbar ist.
Häufig reicht es schon, kurz auf ein Problem hinzuweisen und die Nachbarn bemühen sich um angenehmeres Verhalten oder zumindest um einen Kompromiss. Gerade bei wiederkehrendem oder andauerndem Lärm ist es also besser, erst einmal einen Schritt zur Klärung zu unternehmen, anstatt die Nachbarn zu ignorieren.
Bei einmaligen Ereignissen hingegen kann man natürlich auch ein Auge zudrücken: Schließlich müssen wir alle einmal Möbel aufbauen, laut singen oder uns im Streit anbrüllen. Das kommt vor.
Tipp:
Hast du es hingegen mit sehr uneinsichtigen Nachbarn zu tun, kann bei einer starken Lärmbelastung ein Mediator weiterhelfen. Es gibt extra Stellen für Nachbarschaftsstreit. Manchmal kann auch der Vermieter, Hausmeister oder Verwalter schon einige vermittelnde Gespräche führen.
2. Für Ablenkung sorgen
Durch Kommunikation lassen sich Kompromisse finden. Aber natürlich sind dadurch nicht alle Geräuschquellen zu vermeiden. Insbesondere wenn Kinder in der Nähe wohnen, lässt sich ein erhöhter Lautstärkepegel oft gar nicht umgehen, selbst bei rundum verantwortungsbewussten Eltern.
In solchen Fällen hilft es, den eigenen Fokus auf andere Dinge zu legen. Anstatt dich darauf zu konzentrieren, wie lästig dieser andauernde Krach ist, versuche, dich abzulenken.
Ich finde es oft hilfreich, meine eigene Musik zu benutzen, um die Klänge der anderen sanft zu überdecken. Achtung, das heißt nicht, dass ein nachbarschaftlicher Wettkampf darum entstehen sollte, wer die lautere Musikanlage besitzt.
Vielmehr hilft es dabei, mehr bei sich zu bleiben und die Nachbarn ignorieren zu lernen. Will ich etwa arbeiten oder mich anderweitig konzentrieren, wähle ich ruhige Instrumentalmusik und blende so das Gepolter von nebenan bis zu einem gewissen Punkt aus.
Höre ich stattdessen den Serienmarathon aus der Nebenwohnung so laut mit, als säßen die Nachbarn direkt in meinem Wohnzimmer, drehe ich mein eigenes Programm eben etwas lauter oder nutze auch mal Kopfhörer, um Umgebungsgeräusche zu blocken.
3. Immer schön flexibel bleiben
Selbstverständlich wollen wir uns nicht für die Nachbarn verbiegen oder gar unser Leben nach ihnen richten. Oft macht es die Dinge aber einfach leichter, wenn wir selbst flexibel bleiben.
Kleine Anpassungen tun häufig gar nicht weh und bringen einen großen Effekt. Nach dem Motto: Wir können die Nachbarn nicht ändern, die eigenen Pläne aber schon (bis zu einem gewissen Punkt).
Herrscht etwa immer um eine gewisse Uhrzeit angrenzend an dein Wohn- und Arbeitszimmer nachbarschaftlicher Lärm? Dann kann es helfen, einfach für diese Zeit in die Küche oder eine möglichst ruhige Ecke der eigenen Wohnung umzuziehen und dort zu arbeiten, zu lernen oder zu lesen.
Bei sehr wenig Platz, etwa in einer Einraumwohnung, fallen solche Ausweichmanöver schon schwerer. Hier lässt sich vielleicht die eigene Tagesplanung umdrehen: Etwa von nun an ins Gym, während sich die Nachbarskinder gewöhnlich ganz besonders lautstark verausgaben. Oder ein wenig früher schlafen gehen, weil der Nachbar, der morgens um 5 Uhr zur Frühschicht antritt, mit seinem Gepolter auch alle anderen weckt.
Der Vorteil liegt darin, dass du durch solche kleinen Anpassungen den Eindruck behältst, selbst etwas tun zu können. Was uns an lästigen Nachbarn nämlich oft besonders stresst, ist das Gefühl, ihnen hilflos ausgeliefert zu sein.
4. Freundliche Distanz wahren
Bleibe unbedingt höflich! Aus bösen Blicken, gereizten Kommentaren oder ähnlichem entsteht sonst schnell eine dauerhafte Feindseligkeit. Diese negative Stimmung lässt sich deutlich schlechter ignorieren und sorgt für ein unangenehmes Klima bei jedem Weg durchs Wohnhaus.
Besser ist es freundlich, aber knapp zu grüßen und dann direkt weiterzugehen. Auch etwas Smalltalk ist in Ordnung, wenn es sich ohne grobe Unhöflichkeit nicht vermeiden lässt. Aber vermeide dabei persönliche Themen und lass dich nicht in Diskussionen verwickeln.
Auf diese Weise kannst du anstrengende Nachbarn auf Distanz halten und dennoch eine entspannte und offene Atmosphäre wahren.
5. Sicht- und Lärmschutz nutzen
Zugegeben, manchmal trifft die Nachbarn selbst gar keine Schuld. Vielmehr liegen Baumängel vor oder die Wände sind einfach so dünn, dass sogar normale Gespräche aus der Nachbarwohnung drängen.
Die beste Lösung wäre hier eine fachmännische Dämmung der Wände – in professioneller Form leider auch die kostenintensivste Variante. Allerdings gibt es auch günstige Möglichkeiten, um in Eigenregie für etwas Lärmschutz zu sorgen:
- Sogenannte Lärmschutzvorhänge helfen dabei, über die Fenster eindringenden Krach auszusperren.
- Lärmschutz-Paneele lassen sich an die Wände oder die Zimmerdecke kleben und spurlos wieder entfernen. Eigentlich dienen sie in der Hauptsache dazu, den eigenen Lärmpegel nach außen hin zu reduzieren. Aber auch die umgekehrte Variante kann funktionieren und dabei helfen, lärmende Nachbarn zu ignorieren. Zusätzlich sehen einige Designs an der Wand absolut dekorativ aus etwas diese* und können zusätzliche Bilder oder Dekorationen ersetzen.
- Schilfmatten sind ein bewährtes Mittel, um hellhörige Außenbereiche mit etwas mehr Privatsphäre auszustatten. Je nach Inneneinrichtung können sie aber auch entlang einer Zimmerwand für etwas Dämmung sorgen.
Tipp:
Auf dem Balkon oder der Terrasse schützen die Schilfmatten zusätzlich vor neugierigen Blicken der Nachbarn. Bei ebenerdigen Fenstern sind Rollos oder Vorhänge ein Muss.
6. Vor der eigenen Tür kehren
Die Person aus dem Obergeschoss steht vor deiner Tür und bittet dich, deine Musik leiser zu drehen? In diesem Fall wäre es natürlich eine schlechte Idee, die Nachbarn zu ignorieren und einfach weiterzumachen.
Selbst wenn es noch vor 22 Uhr ist und daher die gesetzliche Nachtruhe noch nicht gilt: Für ein entspanntes Miteinander kommt es mehr auf entgegenkommende Kompromissbereitschaft an und nicht so sehr darauf, auf das eigene Recht zu pochen.
Oft hilft es schon, sich in die Lage der Nachbarn zu versetzen. Auf Beschwerden kannst du dann viel gelassener reagieren, wenn du dir vorstellst, wie lästig es jetzt für dich selbst wäre, einen lauten Bass um die Ohren zu bekommen, obwohl du gerade Ruhe brauchst.
Um möglichst unbehelligt zu bleiben und den Nachbarn aus dem Weg zu gehen, ist es gut, das eigene Verhalten zu reflektieren und nach Möglichkeit selbst ein untadeliger Nachbar zu sein. Am besten also den eigenen Lärmpegel moderat halten und vereinzelte lautere Events wie eine Party bei den Nachbarn ankündigen.
7. Keine Pakete annehmen
Um Nachbarn zu ignorieren, solltest du sie im Idealfall nicht ständig vor Augen haben. Versuche also, den Kontakt zu minimieren und allen unnötigen Zusammentreffen bewusst aus dem Weg zu gehen: aus den Augen, aus dem Sinn.
Der Paketbote ist natürlich nur ein stellvertretendes Beispiel: Aber wähle ruhig gezielt aus, für wen du Pakete annimmst oder ablehnst. Dasselbe gilt für kleine Gefälligkeiten oder Leihgaben. Wenn du deine Nachbarn möglichst unbeachtet lassen willst, dann sollte sich das in deinem Handeln widerspiegeln.
8. Bloß nicht unnötig aufregen
Plötzliches Bohren zur Morgendämmerung oder ein spontaner Rauchertreff vor dem eigenen Fenster haben mich auch schon so manches Mal richtig wütend gemacht. Oft ist der Ärger dann aber auch ebenso schnell wieder verflogen – vor allem, wenn es sich um einmalige Ereignisse handelt.
Hier ist es tatsächlich die beste Idee, die Nachbarn zu ignorieren, statt wutentbrannt auf sie loszugehen. Schließlich hält ein einmal entfachter Streit viel länger an, als das momentane Ärgernis.
Eine starke und insbesondere immer wiederkehrende Belästigung kann jedoch in Dauerstress mit entsprechend negativen Folgen ausarten. Wenn sich der Lärm oder die nachbarschaftlichen Verhältnisse nicht ignorieren lassen, dann solltest du aktiv werden, um weder Lebenszeit noch Lebensenergie sinnlos zu verschwenden.
Wenn du die Möglichkeit hast, dann nur keine Angst vor einem Umzug!